Liebe Leserinnen und Leser,
die Nerven liegen angesichts der angespannten Corona-Situation bei vielen Menschen blank. Das zeigt auch unser Aufreger der Woche, bei dem es um den Streit zwischen Eltern, Kita-Träger und Regierung wegen der vorzeitigen Schließung der Einrichtungen des Kreisdiakonischen Werkes geht. Um die Erzieher vor einer möglichen Ansteckung mit dem Virus zu schützen und ihnen ein sorgloses Weihnachtsfest zu ermöglichen, hatte der Träger entschieden, die neun Kitas in Greifswald und Umgebung bereits ab Donnerstag zu schließen, statt erst in der Woche darauf. Die Eltern erfuhren davon durch einen Aushang in den Einrichtungen am Montag. Viele Eltern protestierten gegen die enorm kurzfristige Schließung, für die viele Berufstätige auf die Schnelle keine Betreuungsalternative organisieren konnten. Schließlich hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zuvor verkündet, dass die Kitas trotz Lockdown geöffnet bleiben. Für die Schließung der Kita fehlt damit die Rechtsgrundlage.
Und auch die Zusicherung eines Notbetriebes gewährte der Träger nur nach anhaltendem Elternprotest. Auch Schwesig mischte sich persönlich in den Streit zwischen Eltern und Träger ein, stellte sich vor die Eltern und kritisierte die Schließung scharf. Das wiederum brachte die betroffenen Erzieher in Rage, die seit Monaten unter verschärften Corona-Bedingungen ein hohes Maß an zusätzlichem Stress und unzählige Überstunden verkraften müssen. Keine einfache Situation für alle beteiligten Seiten.
Letztlich wünschen sich vermutlich alle Berufsgruppen eine einwöchige freiwillige Quarantäne, um Heiligabend sorgenfrei Familienangehörige treffen zu können. Doch wenn Krankenschwestern, Ärzte, Polizisten, die Kassiererinnen im Supermarkt und die Busfahrer alle in freiwillige Quarantäne dürften, wäre das gesellschaftliche Leben längst zusammengebrochen. Dabei ist der Wunsch so menschlich wie verständlich. Er bringt zum Ausdruck, wie sehr wir uns alle nach etwas mehr Normalität sehnen und wie schmerzvoll der aktuelle Weihnachts-Lockdown für viele Menschen ist.
Deswegen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie in den kommenden Tagen etwas Ruhe und Besinnlichkeit finden, um sich trotz aller widrigen Umstände auf das anstehende Weihnachtsfest freuen zu können.
Herzlichst
Ihre Katharina Degrassi
Leiterin der Lokalredaktion Greifswald